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Ehrenfried-Stöber-Institut

Der südliche Wasgenwald

Hauptkamm

Die Linie, welche die östlich laufenden Wasser von den westlich laufenden scheidet, ist die Wasserscheide. In dieser Linie liegen lauter hohe Gebirgspitzen etwa wie die Spitzen in einem Kamm; diese Wasserscheide wird deswegen auch Gebirgskamm genannt. Wir merken uns in diesem Kamm folgende Berge:

Der höchste ist der gewaltige Hohneck (1361 m). An diesen reiht sich nach Süden der Rheinkopf (1298 m) und der Elsässer Belchen (1245 m). Der letztere Berg ist der Eckpfeiler des Wasgaugebirges nach Welschsundgau zu.

Vom Hohneck nach Norden zieht der Gebirgskamm in zwei gleichlaufenden Zügen. Der westliche Zug bildet von Weißen See an die Grenze mit Lothringen bis zum Climont.

Der Hauptkamm des Südwasgenwaldes vom Elsässer Belchen bis zum Climont steht da wie ein gewaltiger Mauerwall von einer mittleren Höhe vom 1100 m. Nach Lothringen zu dacht er sich allmählich ab, nach dem Elsaß aber fällt er steil hinunter, oft in senkrechten, zerrissenen Felswänden und tiefen Schluchten. Dieser Gebirgswall zeigt aber auch Einsenkungen (Sättel), die zu Straßen benutzt werden.


Nebenkämme, Täler und Gewässer

Von diesem Hauptkamm ziehen sich verschiedene Nebenkämme ins Elsaß hinein.

Der südlichste zweigt sich vom Elsässer Belchen ab und zieht sich, die Grenze zwischen dem Oberelsaß und Welschsundgau bildend, in südöstlicher Richtung hin. In ihm ragt der Bärenkopf empor (1073 m).

Gleichlaufend mit diesem Seitenkamm läuft ein zweiter vom Rotwasen aus. Er ist schon mächtiger als der erste und erhebt sich im Roßberg zu 1191 m.

Zwischen beiden Kämmen liegt das Masmünstertal. Es wird von der Doller durchflossen. Diese empfängt in ihrem Oberlauf die Abflüsse mehrerer kleiner Seen, die im Hintergrund kleiner Seitentäler liegen (Neuweiher, Sternsee). Das Tl wird allmählich breiter. Bei dem Städtchen Masmünster ist die Talsohle 400 m breit.

Masmünster war einst ein Fabrikstädtchen. Die Maschinen in den Fabriken wurden von dem Wasser der Doller in Bewegung gesetzt. Nun ist es in dürren Sommern vorgekommen, daß die Doller nur sehr wenig Wasser hatte; dann mußte manche Maschine stille stehen. Um dem vorzubeugen, hat man ganz hinten im Masmünstertale, in der Nähe des Elsässer Belchens, einen künstlichen Stauweiher, den Alfeldsee, angelegt. Quer durch das Tal wurde ein mächtiger Damm gebaut, hinter dem sich das Winter- und Schneewasser zu einem mächtigen tiefen Weiher staut. Im trockenen Sommer wurden die Schleusen aufgezogen, das aufgestaute Wasser strömte abwärts und half die Fabriken treiben. Ähnliche Stauweiher finden sich auch in anderen Wasgautälern.

Vom Rheinkopf geht ein dritter Seitenkamm aus, der mächtigste von allen. Er gabelt sich bald in zwei Teile, einen nord- und einen südöstlich. Im südöstlichen Zweige ragte der Sulzer Belchen (Große Belchen) empor (1423 m), der höchste Berg des Wasgenwaldes und Elsaß-Lothringens.

Zwischen diesem dritten Kamm und dem zweiten zieht sich das großartige St. Amarintal hin. Das bald enge, bald weite Tal ist stellenweise von 1100-1300 hohen, steilen Steinwänden eingeschlossen. Im Hintergrunde des Tales steigen einzelstehende Felsmassen aus der Talsohle empor.

Durch das St. Amarintal rauscht die Thur. Sie entspringt am Rheinkopf. Tosende Wildbäche strömen ihr aus den Schluchten zu. An vielen Stellen findet man im Sommer im Bett der Thur nur trockenes Geröll. Bei Thann tritt die Thur aus dem Gebirge heraus, worauf sie sich in zwei Arme teilt.

Während im südöstlichen Zweige des dritten Kammes der Sulzer Belchen ragt, erhebt sich in der nordöstlichen Abzweigung der Kleine Belchen oder Kahlenwasen (1268 m). Vom Sulzer Belchen nach dem Kahlenwasen kann der Wanderer im Bogen beständig auf den Höhen wandern.

. In diesem Bogen liegt das Blumental (Gebweilertal). Es wird von der Lauch bewässert. Diese bildet in ihrem Oberlauf einen Wasserfall. Bald darauf empfängt sie den Abfluß des Belchensees. Der Belchensee liegt 986 m über dem Meeresspiegel. Sein Abfluß stürzt sich in mehreren Wasserfällen den Fuß des Sulzer Belchens hinunter in die Lauch.

Im Blumental liegt Gebweiler.

Von Reisberg (1294 m) zweigt sich ein vierter niedrigerer Seitenkamm ab. Im Hohnack erreicht er 976 m.

Zwischen diesem vierten Seitenkamm und dem mit dem Kahlenwasen zieht sich das wunderschöne Münstertal (Gregoriental) hin, das vin der Fecht durchflossen wird. Im Münstertale liegt Münster; bei Türkheim öffnet sich das Tal der Tiefebene zu.

Durch ein einsames, schmales Wiesental fließt ein Nebenfluß der Fecht, die Weiß. Die kommt aus dem Weißen See am Abhange des Reisberges. Der Weiße See liegt 1055 m über dem Meer in einem Felsenkessel, ist bis 62 m tief und trägt seinen Namen vom weißen Quarzsand seines Bodens. Unweit südlich, auch am Reisberg, liegt der kleinere Schwarze See, von seinen dunklen Tannen so genannt. Er sendet seinen Abfluß in die Weiß. An der Weiß liegt Kaysersberg.

Aus einem Seitental im Norden eilt der Fecht ein zweiter Nebenfluß zu, der Strengbach. Er fließt durch das Städtchen Rappoltsweiler. Eine Wanderung von hier aus pber die »Drei Schlösser« Giersberg, St. Ulrich und Hoh-Rappoltstein führt uns auf den Tännchel (901 m), von dem hinunter wir eine prachtvolle Aussicht auf den Wasgenwald und das Rheintal genießen.

Am Brézouard (1299 m) beginnt ein Längstal. Es heißt Markircher oder Lebertal und ist das nördlichste des Südwasgenwaldes. Seine Bergwände sind keine Seitenkämme, sondern Hauptkämme. Vom Brézouard an senkt sich der rechte rasch. Seine letzte Höhe trägt auf dem Haupte wie eine Krone die mächtige Hohkönigsburg. Im Lebertal liegt Markirch. Hier waren früher Silberbergwerke. Am Ausgange des Tales liegen die Dörfer Scherweiler und Kestenholz, bekannt durch eine blutige Schlacht im Bauernkriege (1525).




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